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Übersetzung aus dem Englischen:Dr. Erhard Thiele,2006-05-31 aus: The Functional Orthodontist, October-November-December 2000, 25-33
 

Ankyloglossie und deren Einfluss auf die maxilläre und mandibuläre Entwicklung

(Ein Fallbericht über Nachuntersuchungen über 7 Jahre) von Patricia Defabianis

 

Patricia Defabianis MD, DDS Assistant Professor Dept. of Odontostomatology St. John the Baptiste Hospital University of Torino (Italy) Corso Monteveccio 62,  10128 Torino Italy Fon.:011/39-011 •533609 FAX« 011 /39-11-3182530

 

 

 

Die Folgen der Nichtbehandlung einer fehlerhaften Zungenfunktion können von grosser Bedeutung sein, da dieses Organ die Gesichtsentwicklung und zahnmedizinische Behandlung beeinflussen kann. Die Rolle der Zunge in der Entwicklung der skelettalen Strukturen des Gesichts ist über viele Jahre unter den verschiedensten Perspektiven erörtert worden. Für einige adaptiert die Zunge  an die „Zungenschachtel“, für andere ist die „Zungenschachtel“ gebildet und stabilisiert worden durch die morphogenetischen Aktionen der Zunge während der Entwicklung und des Wachstums.

Hier wird über den Fall mit Lingualfrenektomie behandelten Ankyloglossie berichtet, der über sieben Jahre klinisch und radiografisch verfolgt wurde. Es erfolgte die spontane Expansion des oberen Zahnbogens, was eine orthodontische Folgebehandlung für die chirurgische Intervention unnötig machte.

Die Dynamik des Knochenwachstums ist kompliziert. Obwohl das Grundmuster des Knochens erblich ist können seine Form und Struktur während des Wachstums durch lokale und systemische Faktoren modifiziert werden, die auf verschiedene Kernpunkte und Stellen einwirken. Veränderungen in der neuromuskulären Komponente entwicklungsmässige faciale Abnormitäten hervorrufen: das heisst nach Moss, die „funktionellen Komponenten (Sehen, Schmecken, Atmen etc.) bestehen aus zwei Hauptteilen: der „Funktionellen Matrix“, verantwortlich für bestimmte Funktionen und die „Skelettale Einheit“ (Knochen, Knorpel etc) welche die Matrix unterstützt und schützt.

Kieferorthopäden haben seit Langem  vermutet, dass Zunge und periorale Muskulatur eine wichtige Rolle spielen könnten bei der Ausbildung  der Kieferbogenform und der präzisen Aufstellung der Zähne: Eine harmonische Entwicklung hängt direkt ab von den gegeneinaderwirkenden Drucken dieser beiden Kräfte. Die Zunge – ein Muskelbündel mit einem freien Ende – führt komplexe Bewegungen aus; da abnorme Grösse und Funktion für  prinzipiell ursächliche Faktoren bei der Verformung der Okklusion gehalten wurden, hat man versucht, das Verhaltensmuster zu verändern. Brodie – unter anderem – stellt fest“… so labil, wie der Alveolarknochen ist, sollte es offensichtlich sein, das die Zähne ihre Position um die Peripherie der Zunge einnehmen und mit diesem Organ in Kontakt bleiben durch die Kräfte von Lippe und Wangen. Es lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass der Zahnbogen durch diese beiden Kräfte geformt wird.

Lowe unterstreicht die Bedeutung der Wechselwirkung zwischen Zungendimension und ihrer Position in der Mundhöhle und den Einfluss auf die Entwicklungsmorphologie der Zahnbögen. Tiefe Zungenhaltung und eine grosse, dicke Zunge wird oft in Zusammenhang gebracht mit einem Prognathiesyndrom  (maxilläre Unterentwicklung, mandibuläre Überentwicklung und Zungenprobleme). Zusätzlich zu ihren wohldefinierten Funktionen wie Geschmack, Sensation, Mastikation, Schlucken und Sprechen dürfte der von Zunge und Wangen erzeugte Weichgewebsdruck in einen Prozess einbezogen sein, der bekannt ist als „Mesialwanderungstendenz“ der Bezahnung, der eine Kompensation für approximale Abnutzung an den Kontaktpunkten wirkt. So kann  der Weichgewebsdruck sowohl Zahnbewegung wie –Position beeinflussen.  Wenn Zähne in idealer Relation zueinander aufgestellt sind, wird der stimulierende Effekt der normalen Funktion eine normale Skelettentwicklung bedingen.

Bei der Ankyloglossie begrenzt die abnorme Bindung der Zunge an den Mundboden – generell bei kurzem Zungenband – erheblich ihre Bewegung. Manchmal kann ihre besondere Stellung in der Tieflage einen Abwärtsdruck auf die Mandibula erzeugen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Gesichtsentwicklung. Die Zunge muss angesehen werden als ein morphogenetisches Organ;  es ist die Absicht – in dieser Veröffentlichung – den Blick zu lenken auf diese morphologische und funktionelle Anomalie, die morphogenetische oder adaptive Probleme im Bereich der Kiefer und Zahnbögen triggern könnte. Der vorgestellte Fallbericht unterstreicht diese Aspekte.

 

BIBLIOGRAPHY

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