JOURNAL OF NEUROPHYSIOLOGY Vol. 67. No. 5. May 1992. Printed in USA
Strength Increases from the Motor Program:
Comparison of Training with Maximal Voluntary und Imagined Muscle Contractions
GUANG YUE UND KELLY J. COLE Department of. Exercise Science, The University of Iowa, Iowa City, Iowa 52242
Deutsche Übersetzung. Erhard Thiele, Kiel, 2006-07-16
Kraftzunahme durch das "Motor-Programm": Ein Vergleich des Trainings von maximal bewussten und geistig vorgestellten Muskelkontraktionen.
Zusammenfassung und Schlussfolgerung 1. Diese Studie befasste sich mit möglichen Mechanismen der Kraftzunahme die vor einer Muskelhypertrophie auftreten. Speziell wurde untersucht, ob eine solche Kraftzunahme von trainingsbedingten Veränderungen in willkürlichen motorischen Programmen herrühren könnte. Verglichen wurde die maximale willkürliche Krafterzeugung nach einem Trainingsprogramm mit Wiederholungen von maximalen isometrischen Muskelkontraktionen mit der Kraftentwicklung (Output) nach einem Trainingsprogramm, das keine Wiederholungen von Muskelaktivierungen beinhaltete, d.h. nach Mentalem Training. 2. Die Probanden trainierten ihren linken Hypothenarmuskel ( Kleinfingerballen) vier Wochen lang mit fünf Sitzungen pro Woche. Die eine Gruppe leistete wiederholte maximale isometrische Kontraktionen des Abduktormuskels des metacarpophalangealen Gelenkes des fünften Fingers. Die zweite Gruppe stellte es sich vor, diese gleichen, angestrengten isometrischen Kontraktionen auszuführen. Eine dritte Gruppe trainierte ihren fünften Finger nicht. Die maximalen Kräfte für Abduktion (Abspreizen), Flexion (Beugung) / Extension ( Strecken) und elektrisch provozierte Zuckung [Abduktion] wurden zusammen mit maximalen integrierenden Elektromyogrammen (EMG) der Hypothenarmuskeln beider Hände vor und nach dem Training gemessen. 3. Die durchschnittliche Abspreizkraft des linken Fingers nahm zu um 22% bei der Imaging-Gruppe und um 30% bei der Kontraktions-Gruppe. Die diurchschnittliche Zunahme bei der Knontroll-Gruppe betrug 3,7%. 4. Die maximale Abspreizkraft des rechten (untrainierten) fünften Fingers nahm nach dem Training sowohl bei der Imaging-, als auch bei der Kontraktions-Gruppe deutlich zu (10% bzw. 14%), nicht jedoch in der Kontrollgruppe (2,3%). Die Ergebnisse stimmen überein mit denen früherer Studien über Trainingseffekte von kontralateralen Gliedmassen. 5. Die Stärke der Abspreitzzuckung hervorgerufen durch supramaximale Elektrostimulation des Ulnarnervs war bei allen drei Gruppen nach dem Training unverändert in Übereinstimmung mit dem Fehlen einer Muskelhypertrophie. Die Maximalkraft der Extensoren der linken grossen Zehe blieben nach dem Training unverändert, was gegen eine |
Kraftzunahme in Folge einer
generellen Zunahme des Belastungsniveaus (Effort level) spricht. 6. Zunahmen bei Abduktions- und Flexionskraft im fünften Finger waren bei Trainingsgruppen gering korreliert. Auch Abduktionskraft- und hypothenar integrierende EMG-Zunahmen des fünften Fingers waren bei diesen Probanden nicht sonderlich korreliert. Zusammengenommen zeigen diese Resultate, dass traininginduzierte Veränderungen der synergistischen und antagonistischen Muskelaktivierungsmuster bei einigen Probanden zur Kraftzunahme beigetragen haben könnten. 7. Kraftzunahme können erzielt werden ohne wiederholte Muskelaktivierung. Diese Kraftgewinne resultieren offensichtlich aus Übungseffekten in der zentralen Bewegungsprogrammierung / -planung. Die Resultate dieser Versuche stärken die bestehenden Meinung über den neuralen Ursprung von Kraftzunahme vor dem Einsetzen der Muskelhypertrophie. Einleitung Man glaubt, dass Kraftzunahmen der Skelettmuskulatur aus zwei grundlegenden Faktoren resultieren. Während Muskelhypertrophie in den späteren Trainingsstadien auftritt (Enoka 1988; Komi 1986; McDonagh und Davies 1984; Sale 1986) , spiegeln Kraftzunahmen aus den ersten Trainingswochen wieder, dass eine vermehrte Bereitschaft besteht, Motoneurone zu aktivieren, was sie als neuralen Ursprungs erscheinen lässt. Zahlreiche Viele Beweise deuten hin auf neurale Veränderungen, die bald nach Trainingsbeginn auftreten. Willkürliche Kraft nimmt schnell zu, bevor der Muskel Anzeichen von Hypertrophie zeigt (Fukunaga 1976; Ikai und Fukunaga 1970; Jones und Rutherford 1987; Liberson und Asa 1959; Moritani und de Vries 1979; Rose et al. 1957; Tesch et al. 1983) und, bevor Zunahmen in elektrisch erzeugten Anspannungen (Tonus) auftreten (Davies und Young 1983; McDonagh et al. 1983 ) .Diese frühen willkürlichen Kraftzunahmen sind begleitet von erhöhten integrierenden Elektromyogrammen (EMG) (Komi 1986; Sale 1986) und verstärkten Reflexzunahmen (Milner-Brown et al. 1975; Sale et al. 1982, 1983a,b; Upton und Radford 1975 ). Die höchsten Kraftzunahmen treten an den trainierten Gelenkwinkeln auf (Gardner 1963; Lindh 1979; Meyers 1967 ). Schliesslich ist das Trainieren einer Extremität verbunden mit |
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der gesteigerten willkürlichen
Kraft im kontralateralen (untrainierten) Muskel (e.g., Hellebrandt et al.
1947;
Houston et al. 1983; Rose et al. 1957; siehe Enoka 1988; Sale 1986 for a review) trotzdem die Kollateralmuskulatur während des Trainings virtuell inaktiv bleibt (Houston et al. 1983; Panin et al. 196 1; Yasuda und Miyamura 1983). Die neuralen Mechanismen dieser Kraftzunahme sind noch wenig aufgeklärt. Allerdings weist das zuvor beschriebene Phänomen der Kraftzunahme in Muskeln, die sich kontralateral zu den trainierten befinden hin auf die erstaunliche Möglichkeit, dass frühe Kraftzugewinne ohne wiederholte Muskelaktivierung induziert worden sein könnten, das heisst, ohne wiederholte Aktivierung von Motoneuronen, spinalen Interneuronen oder auch absteigenden motorischen Bahnen. Stattdessen könnten frühe Kraftzuwächse abhängen von der zentralen Programmierung einer maximal willkürlichen Kontraktion. Wenn dem so ist, dann müsste es auch möglich sein, Änderungen im motorischen Programm für eine maximal willkürliche Kontraktion via mentalen Trainings zu induzieren (will heissen: Imaging Performance [gedankliche Ausführung] einer akkuraten Bewegung ohne sichtbare oder verdeckte Muskelaktivierung). Forschungen über den Erwerb von Akkuratesse haben deutlich gemacht, dass Mentales Training eine verbesserte Ausführung bewirkt (z.B., Rawlings et al. 1972; Vandell et al. 1943; siehe auch Corbin1972; Fets und Landers 1983; Hall 1985; Richardson 1967 in der Zusammenfassung). Probanden, die ersucht worden waren sich vorzustellen, akkurate Bewegungsserien der Finger auszuführen zeigten eine vermehrte cerebrale Durchblutung in nichtprimären motorischen Regionen des cerebralen Cortex ohne nachweisliche Aktivierung des primären Motorcortex. (Roland et al. 1980). Es ist daher möglich, dass wiederholt gedachte Muskelkontraktionen das Programm für die maximale Drehmoment- (Torque-) Erzeugung an einem Gelenk abändern können. Diese zentralen Änderungen können zu vermehrter Motoneuronaktivierung und/oder einer Änderung des relativen Aktivierungsniveaus an synergistischen und antagonistischen Muskeln im Gelenkbereich führen mit dem Ergebnis eines vermehrten Torque in der beabsichtigten Richtung. Letzteres Phänomen, Änderungen in der Muskel-"Koordination", kann vor allem bei einem Krafttraining auftreten, das mehrgelenkige Bewegungen oder Bewegungen an einem Gelenk mit Bewegungsfreiheit in Mehrfachrichtung beinhaltet (Rutherford und Jones 1986). Diese Beteiligung einer verbesserten Koordination an frühen Kraftzuwächsen ist noch unklar. Die vorliegende Untersuchung befasst sich damit, ob imaginäres maximales Muskeltraining die maximale willkürliche Muskelkontraktionskraft (maximal voluntary contraction force MVC) vermehrt und vergleicht jegliche Kraftzunahme |
mit jener, die in frühen
Perioden von Training mit MVCs auftritt. Das Experimentdesign umfasst die
Versuche zu kontrollieren oder zu messen: Belastungsgrad (effort level),
Kraftzunahmen, die unspezifisch für den trainierten Muskel sind, so wie
Muskelhypertrophie. Nach 20 Sitzungen erzeugten eingebildete maximale
Kontraktions- und MVC-Training vergleichbare Größenordnungen an
Kraftzunahme. METHODEN Probanden Als Probanden dienten 30 gesunde Teilnehmer ( 21-29jährig), die erklärten, in den zwei Jahren vor dieser Studie an keinem regelmässigen Muskeltraining teilgenommen zu haben. Je zehn Probanden wurden nach dem Zufallsverfahren in eine der drei Gruppen gewählt .Die Probanden in der Imaging-Gruppe wurden nach einer mentalen Methode der maximalen Muskelkontraktion trainiert, Probanden der Kontraktions-Gruppe produzierten MVCs (maximale willkürliche Muskelkontraktionskraft )während ihres Trainings. Die Kontrollgruppe wurde unterwiesen, kein Krafttraining und sportliche Aktivitäten auszuüben, bei denen die Hände beteiligt sind. Patienteneinwilligung wurde von jedem Probanden vor dem Experiment eingeholt. Drei Probanden ( einer aus der Kontrollgruppe, zwei aus der Kontraktions-Gruppe) erschienen nicht zum Test nach dem Training. Genereller Experimentablauf Das Experiment setzte sich zusammen aus einer Sitzung zur Messung vor Trainingsbeginn, einer 4-wöchigen ( 20 Sitzungen) Trainingsperiode mit Schwerpunkt auf Vergrösserung der Abspreizkraft des metacarpophalangealen Gelenkes des linken fünften Fingers, so wie einer Nachtrainings-Mess-Sitzung. Spreizen des linken fünften Fingers wurde gewählt, weil die Spreizmuskeln gemeinhin bei Aufgaben gebraucht werden wie dem Öffnen des Griffes und somit nicht beteiligt sind an anhaltender Grobkraft-Leistung bei den meisten Aktivitäten des täglichen Lebens. Trainingseffekte (neurale Veränderungen und Muskelfaserhypertrophie) mögen leichter erzielbar sein. Die nachfolgenden Daten wurden gesammelt von der ipsilateralen so wie kontralateralen Hand eines jeden Probanden während der Prä-und Post-Trainings-Mess-Sitzung.: 1. Maximale isometrische Abduktionskraft am metacarpophalangealen Gelenk des fünften Fingers, 2. Flexions-, Extensions-Kraft am metacarpophalangealen Gelenk des fünften Fingers während maximaler Spreizkrafterzeugung ( gemessen zum Anzeigen von eventuellen Veränderungen in der Muskelkoordination), 3. Zuckungskraft (Spreizung) des fünften Fingers erzeugt mittels supramaximaler Elektrostimulation des Ulnarnervs ( als Anzeichen einer möglichen Muskelhypertrophie, siehe DISKUSSION),4.Oberflächen-EMG während der Maximalspreizkraft- Funktion mittels Elektrodenauf der Hypothenareminez etwa über dem Abductor Digiti Minimi ( wobei möglicherweise andere Hypothenarmuskeln der Mm.Interossei das EMG wegen ihre Nähe zu den Aufzeichnungselektroden während der maximalen Kraftausübung mit beeinflusst haben könnten.) Zusätzlich diente die maximale Extensionskraft der linken Grossen Zehe als Kontrolle für nichtspezivische Trainingseffekte wie etwa Kraftzuwächse an nichttrainierten Muskeln. |
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Ausrüstung Die horizontale ( Abduktions-) Kraft wurde gemessen mit einem cantilever-beam transducer (Balkenträgerwandler) armiert mit starken Federn (Fig 1.). Ein zweiter Kraftüberträger war senkrecht auf dem ersten angebracht, um die vertikale ( Flexion-Extension) Kraft zu messen. Die Übertragungen (Transducer) waren hergestellt aus zwei Balken aus Stainless-Steel 2,5x7,0x0,1cm. Die Übersetzung des vertikalen Kraftüberträgers zum horizontalen betrug 0,45%, was eine fast senkrechte Beziehung zwischen den Stahlbarren ergab. Das Ende des Balkens zur Messung der Vertikalkraft war sicher an einem stabilen Mikroskopstativ befestigt, um eine Anpassung der Position des Übertragungssystems zu ermöglichen. Ein Metallrohr (12mm lang, Durchmesser 15mm war am freien Ende der Übertragung gesichert, die die Abduktionskraft mass. Die Röhre konnte von einer Seite des Balkens zur anderen bewegt werden, um die gleichen Übersetzungen für beide Hände verwandt werden konnten (Fig.1). Ein ähnliches Übertragungssystem wurde zur Messung der Extensionskraft der linken Grossen Zehe verwandt. Versuchsablauf Die Trainingsprogramme für die Imaging- und die Kontraktions-Gruppe dauerten 4 Wochen mit 5 Trainingssitzungen pro Woche. Die Probanden wurden von Montag bis Freitag jede Woche im Motor Control Laboratory, University of Iowa. Trainiert. IMAGINED CONTRACTION TRAINING (Virtuelles Kontraktionstraining) Während jeder Trainingssitzung wurden die Probanden der Imaging-Gruppe unterwiesen, 15 eingebildete maximale Kontraktionen des linken Abductor Digiti Minimi auszuführen mit einer 20sekündigen Pause nach jeder zweiten Übung. Den Probanden wurde erklärt, dass das Training aus eingebildeten Muskelkontraktionen bestand, und das alle oberen Extremitätenmuskeln, speziell der trainierte Muskel so weit wie möglich relaxiert sein sollten. Kurz: Sie wurden unterwiesen, wohl den Verstand, nicht aber den Muskel zu aktivieren. Das Hypothenar-EMG wurde ( siehe EMG-Messungen) während der meisten Trainingssitzungen aufgezeichnet. Die Probanden wurden bequem auf einen Stuhl gesetzt, ihr linken Arm ruhte auf einem Tisch. Die Hand wurde entspannt offen gehalten mit der Handfläche nach unten. Auf ein verbales Startsignal hin wurde der Proband ersucht, sich auf den linken fünften Finger zu konzentrieren und sich vorzustellen mit dem Finger maximal gegen die horizontale Kraftübersetzung zu drücken, die im Vortrainingstest benutzt wurde. Die vorgestellte maximale Fingerabspreizung sollte fünf Sekunden lang bei jedem Üben gehalten werden gefolgt von einer eingebildeten Unterbrechung des Drückens. Während der 15-Sekunden-Periode wurde der Proband ermahnt, ständig eine Stimme zu hören, die riefe: „Fester, fester…..". |
Fig. 1: Gerät zur Fingerkraftmessung und Positionierung
des Probanden. MVC TRAINING (maximal voluntary contraction force ) Die Probanden der Kontraktions-Gruppe wurden auf einem Stuhl platziert, den linken Arm auf dem Tisch. Die Hand wurde entspannt offen gehalten mit der Handfläche nach unten, während der distale Anteil des fünften Fingers gegen einen Anschlagpunkt positioniert war, welcher fest mit der Tischplatte verbunden war. Der Proband spreizte seinen linken fünften Finger so kräftig wie möglich. In jeder Trainingssitzung wurden die Probanden der Kontraktions-Gruppe unterwiesen, 15 MVCs mit dem Abductor des linken kleinen Fingers mit 20sekündiger Pause zwischen jeder Kontraktion durchzuführen. Jede Anspannung dauerte etwa 10 Sekunden. KONTROLLGRUPPE: Die Probanden der Kontrollgruppe wurden nicht trainiert, nahmen jedoch an den Messungen vor und nach dem Training teil. Die Probanden wurden strikt unterwiesen, jegliches physische oder mentale Training des M.Hypothenaris während des Zeitraumes zwischen Prä- und Post-Test zu vermeiden. PRÄ-UND POST-TRAINING KRAFT MESSUNGEN. Die Probanden legten den Arm auf den Tisch, Handfläche abwärts und schoben den fünften Finger in die Metallröhre an der Kraftübersetzung (Fig. 1). Das distale Ende der Röhre (die vom Probanden wegzeigte) war während der Prä- und Post-Tests am Nagelbett ausgerichtet .Zeige-, Mittel- und Ringfinger waren auf dem Tisch mit Gurten stabilisiert. Eine auf dem Tisch montierte Aluminiumstange wurde zwischen dem vierten und fünften Finger so montiert, dass sich ein Winkel von etwa 5° zwischen den Fingern ergab; dies garantierte etwa gleiche Muskellängen zwischen Prä- und Posttests. Um Armbewegungen oder vertikale Handgelenkbewegungen zu vermeiden wurden Gurte angelegt (Fig. 1). Jeder Proband wärmte sich auf mit einigen submaximalen Kontraktionen, dann wurden fünf bis sechs maximale Kontraktionen des Abductor Digiti Minimi ausgeführt, Dauer etwa 4 Sekunden, Pause wenigstens 30 Sekunden zwischen den Übungen. |
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Jeder Proband wurde
unterwiesen, einen lateralen Druck mit seinem fünften Finger gegen den
Kraftüberträger auszuüben. Die Kraftüberträger (Transducer) waren starr ( 15
N ergaben eine 1mm –Ablenkung des nichtfixierten Endes der Stahlstange),
daher waren die Kontraktionen virtuell isometrisch , weil die
Abduktionskraftspitzenwerte <20N war. Eine implizite Schwierigkeit bei Krafttrainingsstudien ist die Möglichkeit, dass die Probanden im Prä-Trainingstest nicht wirklich mit maximaler Anstrengung versuchen, Kräfte zu erzeugen. Es wurde daher versucht, die Motivation der Probanden im Prä-Trainingstest zu verbessern. Jeder Proband wurde nach einigen Versuchen im MVC nach seiner Grösse und Gewicht gefragt. Sodann wurde eine horizontale Leitlinie auf dem Oszilloskop angelegt, die um 5-10% höher lag, als die Letztgewonnene, woraufhin der Proband informiert wurde, dass vorangegangene Untersuchungen gezeigt hätten, dass 80% der Leute mit ihren Körpermassen dass angezeigte Ziel erreichen könnten. EMG MESSUNGEN: Ein bipolares Oberflächen- EMG des Abductor Digiti Minimi Muskels jeder Hand wurde während der maximalen Fingerkraft-Messungen abgenommen. Bevor der fünfte Finger in die Metallröhre gesteckt wurde, wurde die Haut über dem Muskel mit Alkohol gereinigt. Sodann wurde Burdick Cor-Gel Elektrolyt auf ein Paar in vivo metrische (IVM) Silber- Silberchlorid-Elektroden (4mm Durchmesser) gegeben. Diese Elektroden wurden dann auf der Haut über dem Abductor Digiti Minimi Muskelbauchs in etwa parallel in einer Linie zu den Muskelfasern mit etwa 15mm zwischen den Elektrodenzentren angebracht. Die Lokalisierung jeder Elektrode wurde gewissenhaft ausgemessen in Beziehung zu Orientierungspunkten während des Prätests mit Permanenttinte markiert, um die Elektrodenpositionierung im Posttest zu ermöglichen Die Indifferenzelektrode wurde auf der Haut über dem lateralen Epikondylus Humeri platziert. SPREIZKRAFT. Die Abduktionskraft durch supramaximale elektrische Stimulation des Ulnarnervs am Ellenbogen wurde mit der zuvor beschriebenen Anordnung gemessen. Die Stimulationselektroden bestanden aus zwei chloridierten Silberplatten mit 10mm Durchmesser, die in einem Plexiglashalter befestigt waren, ihre Zentren 30mm auseinander. Sie wurden mit einer Elektrolytpaste beschickt, auf der Haut über dem Ulnarnerv zwischen dem medialen Epicondylus und dem Olecranon der Ulna platziert und mit elastischen Gurten gehalten. |
Die Stimuli bestanden aus
Rechteckspannungsimpulsen von 0,2ms Dauer aus einem Stimulator (Grass model
S88 mit einer Grass model SIUS stimulus isolation unit).Die Reizintensität wurde auf 30V
höher als für eine maximale M-reaktion eingestellt. Es wurden zu jedem Test
10 Spreizversuche ausgeführt (Ergebnis: Spreizkraft- und M-Wellen-Daten) mit
10 Sekunden Pause zwischen jedem Versuchspaar. Datenaufzeichnung und –Analyse. Die Kraftwandlersignale wurden verstärkt und bei 500 Hz lowpass -gefiltert . (Biocommunication Electronics model 205). EMG-Signale wurden differentiell vorverstärkt (10.000 MQ Eingangswiderstand [input impedance] mit einer Verstärkung von 100 und einem Bandpass von 25 – 10.000 Hz ( Biocommunication Electronics model 301); in der Folge trat eine Verstärkung auf mit einem Lowpasscutoff von 2.500Hz. Alle Daten wurden aufgezeichnet mit einem achtkanal FM (frequenzmodulations-) Bandrekorder (Vetter model D) (DC-l, 125 Hz) und zur späteren Analyse gespeichert. Die Signale wurden daraufhin digitalisiert mit einem Analog-digital-Konverter mit 12bit Auflösung. Die Kraft- und EMG-Signale wurden digitalisiert bei 1.000 Proben/sec, und die M-Wellen- und Spreiz-Reaktion wurden digitalisiert mit 3.000 Proben/sec.Für jeden Versuch digitalisierter Daten wurden die Spitzenabduktionskraft und die korrespondierende vertikale Kraft gemessen (Fig. 2). Die höchste erzielte Abduktionskraft unter den aufgezeichneten Versuchen wurde als die die maximale Abduktionskraft des fünften Fingers vermerkt. Die EMG-Signale wurden rektifiziert und integriert während einer 3-sec Periode die den Abduktionspeak enthielt. Ein normalisierter EMG Wert wurde errechnet aus dem Verhältnis des höchsten integrierenden EMGs und dem durchschnittlichen M-Wellen Wert des Probanden (Standartabweichung <1% von der kleinsten M-Welle der meisten Probanden). Dieses Verhältnis wurde als abhängiges EMG-Mass angesehen. Statistische Analyse One-way Varianzanalysen wurden durchgeführt, da das primäre Interesse darin bestand, die Daten einer spezifischen Variablen ( hier: Abduktionskraft) des Prätests mit dem Posttest jeder Gruppe und Hand zu vergleichen.
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Fig 2.:Einzelversuch zeigt maximale Krafterzeugung. Oberste Kurve: Spreizkraft. Mittlere Kurve: Flexionskraft. Untere Kurve: Unbearbeitetes Hypothenar- Oberflächen EMG. Der Kursor zeigt die Stelle, an der die Abduktionskraft und ihre korrespondierende vertikale Kraft gemessen wurden. Proband 9 der Imaging-Gruppe.
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RESULTATE Abduktionskraft der trainierten Hand Die maximale willkürliche Abduktionskraft des linken fünften Fingers bei der Imaging-Gruppe (Fig.3, A und D; Tab.1) nahm durchschnittlich um 22% zu nach einer virtuellen Trainingsperiode über 4 Wochen mit 20 Sitzungen (P< 0,001). EMG-Monitoring während 80% der Trainingssitzungen dieser Gruppe bestätigte, dass der Hypothenarmuskel untätig blieb (Fig.4). Die Abduktionskraft des linken fünften Fingers bei der Kontraktions-Gruppe nahm um 29,75% zu (P< 0,001; Fig.3, Kurve D). Jeder Proband der zwei Gruppen zeigte eine Kraftzunahme (Fig. 3, A und B), die Grösse der Zunahme war jedoch unterschiedlicher zwischen den Probanden der Imaging-Gruppe als in der Kontraktions-Gruppe ( Fig. 3 D). Der Unterschied in der durchschnittlichen Abduktionskraftzunahme zwischen diesen beiden Gruppen nach dem Training war nicht statistisch signifikant (P> 0,1). Dagegen zeigte die untrainierte Kontrollgruppe nur 3,7% Zunahme der Abduktionskraft ( P>0.08; Fig. §, C und D). Abduktionskraft der untrainierten kontralateralen Hand Der untrainierte fünfte Finger (rechte Hand) der Imaging-Gruppe zeigte im Durchschnitt eine 10,45%ige Abduktionskraftzunahme (P<0,005, Fig. 5 und Tab. 1). Ebenso zeigte die Abduktionskraft des rechten fünften Fingers der Kontraktions-Gruppe eine 14,43%ige Zunahme (P<0,02), was mit früheren Studien übereinstimmt ( siehe Enoka 1988; Sale 1986, Zusammenfassung). Die MVC-Kraftänderung nach dem Training zwischen der Imaging- und Kontraktions-Gruppe war nicht signifikant.
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Tab. 1. Veränderungen der
Abduktionskraft trainierter und untrainierter Hände, EMG, Spreizkraft und
Vertikalkraft der trainierten Hand nach dem Training.
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Fig.4 Vergleich zwischen einem nichtgeglätteten EMG einer imaginären maximalen Kontraktion mit dem einer MVC (maximal voluntary contraction force). Obere Kurve : Imaginäre maximale Muskelkontraktion (EMG IMMC) des linken fünften Fingers. Untere Kurve: Maximale Abduktionskontraktion (EMG MVC) des selben Fingers. Die Abbildung zeigt, dass der Muskel während des virtuellen Kontraktionstrainings inaktiv war. Proband 9 der Imaging-Gruppe Stärke der Kontrollmuskeln Die Extensoren des linken Gossen Zehs jedes Probanden wurden als nichttrainierte, nicht handzugehörige Muskeln genutzt. Die vom Grossen Zeh abgenommene Extensionskraft mass 3+4,74% (SD) bei der Imaging-Gruppe und nahm ab um 1.8+6,12% (SD) und 3,1+4,8% in der Kontraktions- und Kontrollgruppe. Diese Veränderungen bewirkten keine statistische Signifikanz. Muskelaktivitätsveränderungen Das Auftreten erhöhter EMG Werte in den zwei Trainingsgruppen würde übereinstimmen mit erhöhter Motoneuronaktivierung als einem Mechanismus für die beobachtete Abduktionskraftzunahme. Die EMG-Daten des linken Hypothenarmuskel-EMGs sind für die drei Gruppen in Tab.1 zusammengefasst. Das integrierende, auf M-Wellen normalisierte EMG (siehe METHODEN)) der trainierten Hand in der Imaging-Gruppe nahm nach dem Training bei 9 von 10 Probanden zu auf einen Durchschnittswert von 21,73% (Fig.6,Tab.1). Diese EMG-Zunahme erreichte nicht die vorgegebene statistische Relevanz (P=0,08). Weitere statistische Analysen der Daten offenbarten einen eindrucksvollen Effekt bei Proband 10 (Tab.1), dessen EMG-Wert mit einem scheinbar paradoxen Anstieg der Abduktionskraft deutlich abnahm (13%, Fig.3A) und keiner Veränderung in der Spreizkraft. Es musste daher, vorausgesetzt, die Muskelhypertrophie war nicht eingetreten (siehe DISKUSSION), die Kraftzunahme bei diesem Probanden zurückzuführen sein auf 1.) gesteigerte Nezt-Muskelaktivität, die nicht elektromyografisch registriert worden war, oder 2.) auf die verbesserte Koordination der Muskeln, wie etwa verminderte Antagonistenaktivität (siehe DISKUSSION). Das EMG des linken Hypothenars der Kontraktions-Gruppe zeigte nach dem Training eine signifikante Zunahme (43,8%) (P<0,05; Fig.6 B und D). Das Posttest-EMG der selben Muskeln des selben Gliedes in der Kontrollgruppe blieb unverändert (-1,6%, P>0,5; Fig.6, C und D). In der rechten ( untrainierten) Hand war in allen drei Gruppen keine signifikante EMG-Veränderung nach dem Training festzustellen, trotzdem die Imaging- und Kontraktions-Gruppe eine signifikante Kraftzunahme aufwiesen. Eine PEARSON Moment-Korrelationsproduktanalyse quer durch die Probanden zeigte, das Zunahmen bei der Adduktionskraft nicht eng verknüpft waren mit Zunahmen beim Hypothenar-EMG sowohl bei der Imaging- ( r = 0.57, P > 0.08) als auch bei der Kontraktions-Gruppe ( r = 0.09, P > 0.5 ).
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Felxionskraft des fünften Fingers. Fingerflexionskräfte wurden als indirekter Indikator für potentielle trainingsbedingte Veränderungen in den Aktivierungsmustern aller Muskeln beobachte (Fig. 7). Dies bedeutet: Proportionale Zunahmen der Adduktions- und Flexionskraft fallen zusammen mit vermehrter Kraft im Abductor Digiti Minimi, vorausgesetzt, das Flexions- und Abduktions-Moment greift an am metakarpohalagealen Gelenk (Brand 1985; Thomine 1981) [weiter im Text nach Tabelle 2]
Fig.5: Individuelle und Gruppen- Abduktionskraftänderungen des rechten
(untrainierten) fünften Fingers nach dem Training. Fig.6: Veränderungen des integrierenden individuellen und Gruppen-EMGs des linken Hypothenars nach dem Training. Das integrierende EMG wurde normalisiert durch Messen des Verhältnisses: EMG zu M-Wellen. Weisse Kästchen = Prätrainingtest-Messungen. Schwarze Kästchen = Posttrainingtest-Messungen. A-C wie in Fig3. D: Durchschnitts- und Standartdeviation der prozentualen Zunahme des integrierenden EMG des linken Hypothenars jeder Gruppe. Beachte eine starke EMG-Zunahme (Proband 7) so wie Abnahme (Proband 10) aus der Imaging-Gruppe, grosse Zunahmen bei Proband 1 und 2 der Kontraktions-Gruppe. Beachte auch: Grosse Unterschiede in den EMG-Zunahmen in den 2 experimentellen Gruppen.
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Tab. 2:.Verhältniszahlen
des Prozentzuwachses von Flexionskraft zu Abduktionskraft des linken fünften
Fingers bei einzelnen Probanden .
ah =10, bh =8, ch =9, d. Ein negativer Wert zeigt eine Flexionskraftabnahme
an. [weiter im Text nach Tabelle 2] In der untrainierten Hand weist die Imaging-Gruppe in der Vertikalkraft des fünften Fingers eine Zunahme von 19,63% (P>0,4) auf, die Kontraktions-Gruppe von etwa 12% (P>0,7). Die Vertikalkraft des rechten fünften Fingers in der Kontrollgruppe blieb praktisch nach dem Training unverändert (1%ige Abnahme (P>0,9). Die Flexionskraftzunahmen waren nicht proportional zu den Abduktionskraftzunahmen. |
Spreiz-abduktionskraftzunahme des linken fünften Fingers Es wurden die durch supramaximale elektrische Stimulation erzeugten Spreizkräfte gemessen und ein Durchschnitt aus 10 Versuchen als die Spreizkraft für jeden Probanden angenommen. Es wurden keine signifikanten Veränderungen der Spreizkraft nach dem Training in allen drei Gruppen festgestellt (P>0,5, Tab. 1). Durchschnittlich zeigte die Imaginations-Gruppe eine Zunahme von 1,04+14,94% (SD), die Kontraktions-Gruppe eine Abnahme um 2,48+11,3%(SD) und die Kontrollgruppe eine Zunahme von 2,91+10,69%(SD).DISKUSSION Die maximale Kraftzunahme bei Probanden, die im Training Muskelkontraktionen anwandten war mit den Probanden vergleichbar, die sich nur vorstellten, die gleiche Kontraktion im Training anzuwenden. Es ist daher möglich, dass ähnliche Mechanismen für die Kraftzunahme in beiden Gruppen verantwortlich waren. Wenn dem so ist, dann würde die gesteigerte Kraft, die frühzeitig mit einem konventionellen Training während der so genannten „neuralen" Phase erzeugt wird nicht aus der wiederholten Muskelaktivierung resultieren. Die Ursachen dieser Kraftzunahmen könnten mit zu suchen sein in den Programmier-/Planungsebenen von einem hierarchisch organisierten Motorsystem. (Hasan et al. 1985; Brooks 1986). Es ist notwendig, zunächst nach alternativen Erklärungen zu neuralen Mechanismen zu suchen, die ursächlich sein könnten für die beobachtete Kraftzunahme.Misst man maximale willkürliche Kontraktionen, sollte man sehr bedachtsam physiologische oder emotionale Faktoren in Betracht ziehen, die offensichtliche Kraftzunahmen hervorrufen könnten. Es ist unwahrscheinlich, dass Kraftzunahmen in der vorliegenden Studie das Resultat von physiologischen oder emotionalen Faktoren waren, beachtet man das Fehlen einer Kraftzunahme in der Kontrollgruppe und das praktische Fehlen der Kraftzunahme im Extensor des linken Grossen Zehs bei jeder Gruppe. Auch zeigten sich die den Probanden während des Prätraings-Krafttests zur Motivationsverstärkung gegebenen Fehlinformationen über ihre Leistungen als hochmotivierend (siehe: METHODEN) und minderten wohl die Wahrscheinlichkeit verstärkter Anstrengungen für die Posttrainingsmessungen. Muskelhypertrophie kann ebenfalls die Muskelstärke nach dem Training deutlich beeinflussen. Wenn die Muskelmasse durch eine Zunahme des Querschnittsbereiches der einzelnen Fasern oder in der Anzahl der Fasern nach dem Training vermehrt wird, so kann man ein grösseres Muskelstärkenergebnis durch die höhere Zahl paralleler Sarkomere im Muskel erwarten (Edgerton et al. 1986). Es ist jedoch selbstverständlich das wiederholte Hervorrufen einer hochintensiven Muskelaktivierung für die Muskelhypertrophie erforderlich (Atha 198 1; Goldberg et al. 1975; Goldspink und Howells 1974; MacDougall 1986). Weiterhin wurde in einigen Studien selbst nach 20 Sitzungen Krafttrainings mit fast maximaler Intensität keine Muskelhypertrophie ermittelt (Fukunaga 1976; Ikai und Fukunaga 1970). |
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In der vorliegenden Studie
zeigte das bei allen Probanden aufgezeichnete Oberflächen-EMG während der
vierwöchigen Periode des virtuellen Krafttrainings das der trainierte Muskel
während der Trainingssitzungen offensichtlich inaktiv war (Fig.4). Das
schliesst die Möglichkeit nicht aus, dass trotz strikter Wachsamkeit
gegenüber derlei Aktivitäten andersartiges aktives Training im Ablauf des
täglichen Lebens aufgetreten war. Allerdings scheint es recht
unwahrscheinlich, dass zufälliges Trainieren dieser Art Muskelhypertrophie
hervorrufen könnte, besonders in einer so kurzen Zeitspanne. Der Mangel an Veränderung in der hervorgerufenen Spreizspannung im vorliegenden Experiment könnte auch angeführt werden, um gegen Hypertrophie zu argumentieren (Close 1972) , was übereinstimmt mit früheren Studien, die selbst nach fünfwöchigem, intensivem Krafttraining (Davies und Young 1983; McDonagh et al. 1983) nicht geeignet waren, eine Muskeltensionszunahme auszulösen. Es wäre allerdings unvernünftig zu schliessen, dass unveränderte oder verminderte induzierte Spreizspannung auf ein Fehlen von Muskelhypertrophie schliessen lässt. Studien bei Gelenkimmobilisation lieferten nichtstimmige Spreizkraftänderungen oder Verhältniswerte von Spreizkraft zu tetanischem Tonus an einem Muskel mit deutlicher Atrophie (e.g., Mayer et al. 198 1; Reiser et al. 1988; Robinson et al. 199 1; Sale et al. 1982). Man vermutet, dass die untypische Spreizkraftänderung nach Muskelatrophie eine Folge von immobilisationsbedingten Muskelveränderungen sein könnte, eingeschlossen Veränderungen der mechanischen Eigenschaften der Muskelfasern (Sale et al. 1982), oder Änderungen in Geschwindigkeit oder Dauer der Calziumfreisetzung aus dem sarkoplasmatischen Retikulum Reiser et al. 1988). Zwei mögliche neurale Mechanismen für eine Kraftzunahme Mindestens zwei Mechanismen könnten zur Kraftzunahme bei beiden Trainingsgruppen beigetragen haben. Die hypotnenaren Kraftzuwächse weisen darauf hin, dass der Abduktionskraftgewinn nach vermehrter Muskelaktivierung auftrat (Hakkinen et al. 198 1,1985; Hakkinen und Komi 1983,1986; Komi et al. 1978; Moritani und de Vries 1979) wahrscheinlich Abductor Digiti Minimi. Gesteigerte Motoneuronaktivierung wurde als wichtige Quelle für eine Kraftzunahme während der ersten Wochen eines konventionellen Krafttrainings erkannt (Enoka 1988; Komi 1986; McDonagh und Davies 1984; Sale 1986). Auch scheint es, dass manche Probanden bessere Strategien entwickelten, um die Muskeln zu aktivieren, die das metacarpophalangeale Gelenk queren, was sich in einer unproportionalen Zunahme der Flexionskraft des Fingers im Vergleich zur Abduktionskraftzunahme nach dem Training zeigt. Flexions- und Abduktionskraftänderungen sollten im Zusammenhang betrachtet werden ( in ihrer Beziehung bestimmt durch das Verhältnis der Hebelarme des Abduktormuskels in jeder Richtung) vorausgesetzt, der Ativierungsgrad anderer Muskeln bleibt unverändert. |
Rutherford
und Jones ( 1986) vermuten, dass die verbesserten Fähigkeit im Gewichtheben
durch üben mit Unterschenkelextensionsbewegungen teilweise eine Folge der
Geschicklichkeitszunahme war in der Koordinierung der an dieser Bewegung
beteiligten Muskelgruppen einschliesslich derer für die Stabilisierung des
Köpers benötigten. Verbesserte Muskelkoordination an einem Gelenk mit
multiplen Freiheitsgraden in der frühen so genannten neuralen Phase des
Krafttrainings sollte als möglicher Mechanismus angesehen werden. Die geringen Beziehungen zwischen der Zunahme in EMG und Abduktionskraft des fünften Fingers kann auch dahingehend interpretiert werden, dass dieses zeigt, dass ein Teil der Kraftzunahme aus der Aktivierung der anderen Muskeln des fünften Fingers zur effizienteren Erzeugung des metacarpophanlangealen Abduktionsmomentes stammte. Derlei Interpretationen sind jedoch spekulativ, da ein EMG häufig nur ein unvollständiges Aufzeichnen der neuralen Aktivierung eines Muskels widerspiegelt, und Veränderungen im Bereich von isometrischer Kraft und EMG haben häufig keine einfache Beziehung zueinander, besonders in hohen Muskelaktivierungsbereichen (Howard und Enoka 1991; zum Nachsuchen siehe Soderberg und Cook 1984). Es ist ebenfalls unwahrscheinlich, das eine EMG-Abnahme während MVCs mittels Oberflächenelektroden an der Hypothenareminenz ausschliesslich die Aktivitäten des Abductor Digiti Minimi anzeigt. Die Schwierigkeit bei der Interpretation von EMG/Kraft-Beziehungen in der vorliegenden Studie wird durch die Feststellung illustriert, dass Stärkezunahme in der kollateralen (untrainierten) Hand bei vielen Probanden nicht begleitet war von einer EMG-Zunahm. Ein definitiver Nachweis der Rolle des Lernens effektiverer Muskelaktivierungsmuster für die Erzeugung eines Kraftmomentes erfordert das separate Aufzeichnen eines jeden Muskels, der das Gelenk quert. Bei der Abduktion des linken fünften Fingers muss man von dem vierten palmaren Zwischenknochenmuskel aufzeichnen, einem primären Antagonisten zur Abduktion. Grösse und Lage dieses Muskels machen es schwierig aber nicht unmöglich, Dauerelektroden anzulegen. Kraftzunahme durch Veränderung im Motorprogramm Da es unwahrscheinlich war, dass die Stärkenzunahme in der Imaging-Gruppe auf Hypertrophie oder physiologische Faktoren zurückzuführen war, müssen die wiederholten eingebildeten Kontraktionen als der Faktor angesehen werden, der die vermehrte Motoneuronaktivierung und Koordinationsverbesserung hervorgerufen hat. Es lässt sich durchaus in Betracht ziehen, dass die Nervsystemniveaus in diesen Prozess involviert waren. |
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In den unteren Niveaus des
hierarchisch organisierten Motorsystems wurden Kraftzunahmen gemeinhin
Veränderungen der physiologischen Eigenschaften spinaler Motoneuronen,
Interneuronen und assoziierten Reflexbahnen und absteigenden Bahnen
zugeschrieben . (Hakkinen und Komi 1986; Komi et al.
1978; Milner-Brown et al. 1975; Sale et al.1983a,b; Upton und Radford 1975)
und/oder den morphologischen Eigenschaften dieser Neuronen (Geinismann et
al. 197 1; Gerchman et al. 1975; Gilliam et al. 1977; Kamen et al. 1984;
Tomanek und Tipton 1967 ). Das letztendliche Ergebnis dieser Veränderungen
ist verstärkte Netzt-Motoneuron Reizung bei Maximalbelastungs-Anstrengungen.
Es ist jedoch zu erwarten, dass Muskelaktivität eine Aktivierung dieser
Ebenen anzeigt und es dürfte eine wiederholte Ausführung motorischer Befehle
notwendig sein, bevor neurale Veränderungen auf diesen unteren Ebenen des
Motorsystems induziert werden. Obwohl kraftvolle Muskelkontraktionen während
des MVC-Trainings auftraten, waren die Muskeln während des virtuellen
Trainings ruhig, was es unwahrscheinlich erscheinen liess, dass die für
Kraftzunahme in der Imaging-Gruppe verantwortlichen neuralen Veränderungen
in der Executivebene des Motorsytems auftraten. Nach dieser Interpretation
ist anzunehmen, dass sich in der Imaging-Gruppe weder Frequenz, noch Dauer
oder Aktivierungsgrad des Hypothenarmuskels während der vierwöchigen
Trainingsphase verändert hat. Diese Annahme wurde dadurch bestärkt, dass man
ähnliche Effekte bei Experimenten beobachten konnte, die eine fünfwöchige
Gelenkimmobilisation einschlossen, die messbare Muskelatrophie nach sich
zog. (Yue et al. 1991). Man könnte stattdessen annehmen, dass neurale Veränderungen nach Mentalem Training in der Programmier- oder Planungsebene des Motorsystems auftraten, die nonprimäre cerebralcorticale Motorareale einbezogen. Das veränderte „Programm" wiederum könnte Kraftzunahme via Abläufen im spinalen Kreis bewirken, wie die Inhibition von RENSHAW-Zellen (Butler und Darling 1990) oder andere Arten, die exzitatorsischen oder inhibitorischen Einflüsse auf Motoneuronen zu verändern. Diese Deutung wird durch Berichte gestützt, dass neuronale Aktivierung, vornehmlich verbunden mit Motor-Programmierung /-Planung ohne Muskelaktivierung auftreten kann (Roland et al. 1980), und dass das Mentale Training motorischer Fähigkeiten (d.h. mit untätigen Muskeln) die motorische Leistung und Geschicklichkeit verbessern kann (Corbin 1972; Fetz und Landers 1983; Hall 1985; Richardson 1967). In diesen Experimenten erscheint es unwahrscheinlich, dass absteigende Bahnen und spinale Schaltkreise aktiviert, zu einer bestimmten Gelegenheit jedoch inhibiert werden, um Motoneuronaktivierung zu verhindern. In Anbetracht der ähnlichen Kraftzunahmen in der Kontraktions- und Imaging-Gruppe im gegenwärtigen Experiment kann es durchaus sein, dass kurzzeitiges hochintensives Muskelkontraktionstraining nur zu Adaptionen in corticalen Programmier-/Planungsarealen führt. |
Eine zwingende Voraussetzung für die Annahme, dass Programmier-/Planungsänderungen auf Kraftzunahmen basieren ist, dass eine maximale Muskelkontraktion Motor-Programmieren/-Planen erfordert. Obwohl Grund zu der Annahme besteht, dass das Vorstellen einer Sequenz unabhängiger Fingerbewegungen menschliche supplementäre Neurone der motorischen Region aktiviert (Roland et al. 1980), es ist jedoch nicht bekannt, ob eine solche Aktivierung bei der Ausführung einer maximalen Kontraktion auftritt. Allerdings schlug Roland ( 1985) vor, dass maximale Muskelkontraktion Programmieren für hohe Anstrengungsgrade erforderlich machen würde. Roland und Kollegen berichteten von Anhaltspunkten für Supplementär-Motorareal-Aktivierung während submaximalen isometrischen Kontraktionen (Roland et al. 1980). Kraftzunahme beim kontralateralen (untrainierten) Finger Der Nachweis von Kraftzunahme in der Hand kontralateral zur trainierten stimmt überein mit früheren Ergebnissen (vergl. Enoka 1988; Sale 1986). Die vergleichbaren Grössenordnungen von Kraftzunahme in der kollateralen, untrainierten Hand der Imaging- und Kontraktions-Gruppe unterstützt die Vermutung, dass durch das Trainieren einer Hand erworbene Veränderungen im Motorprogramm auf die kontralaterale Hand übertragen werden. Derlei trainingsbedingte Veränderungen könnten auftreten in Bereichen, die sowohl ipsi-, als auch kontralaterale Motorareale beeinflussen können. Brinkmann (1984) beobachtete, dass eine einseitige Läsion des supplementären Motorareals bei Affen ein Defizit in der bimanuellen Koordination nach sich zog. Dies bedeutet, dass die Bewegungen beider Hände ähnlich waren, obwohl eine erfolgreiche Aufgabenbewältigung sehr unterschiedliche Bewegungen jeder einzelnen Hand erforderte. Sektion des Corpus Callosum führte zum Verschwinden synkinetischer („gespiegelter") Bewegungen und die Rückkehr zu unabhängigen Bewegungen beider Hände. Es wurde unterstellt, das bei normalen Affen das supplementäre Motorareal die gegenüberliegende Hemisphäre mit Informationen über die beabsichtigte und/oder ablaufende Bewegung versorgt (Brinkmann 1984). Kraftzunahme von proximalen gegenüber distalen Muskeln Die erheblichen, bei der Imaging-Gruppe beobachteten Kraftzunahmen könnten eine therapeutische Methode zur Bekämpfung des Kraftverlustes nach Perioden von Muskelvernachlässigung in Folge Gelenkimmobilisation, peripheren Nervläsionen und ähnlichem aufzeigen. Allerdings fokussierte die gegenwärtige Studie auf Handmuskulatur, welche eine unproportional grosse Repräsentierung im primären Motorcortex erfährt. Auch mögen die Abduktormuskeln des fünften Fingers relativ unbeteiligt sein bei den Fertigkeiten des täglichen Lebens. Es müssen ähnliche Resultate erbracht werden von proximalen und oft benutzten Muskeln, bevor die therapeutischen Vorteile virtueller Techniken zur Krafterhaltung zu beurteilen sind. |
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Die angegebenen Literaturzitate wurden in unsere "Literaturbank" übernommen und sind dort nachzulesen.
Liste übersetzter Fachausdrücke, soweit sie nicht in der englischen Version auch deutsche Fachausdrücke darstellen:
Abduction
- Abspreizen
Effort level - Belastungsgrad
EMG - Elektromyogramm
Extension - Streckung
Flexion - Beugung
Hypothenar - Kleinfingerballen
Imaging- - -mental, virtuell, eingebildet,
individual / subject - Proband [weiblich oder männlich]
gedanklich - immaginär
Maximal voluntary contraction force MVC - maximale
willkürlicheMuskelkontraktionskraft
Metacarpophalangeal - Mittelhandknochen
Motor- - motorisch, -bewegungs
Skilled - akkurat
Torque - Drehmoment
Twitch - Zuckung
Voluntary - willkürlich